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Ungut

von ILJA


Episode III


Die Dunkelheit hatte ihn wieder eingeholt. Er hatte das Gefühl der Sturz würde Stunden dauern. Gleichgültig betrachtete er seinen Körper, der sich von ihm losgesagt hatte. Was immer auch kommen sollte, es würde definitiv das Ende bedeuten.

Silbrig glänzende Flügel tauchten unter ihm auf. Er konnte seinen Kopf nicht weit genug drehen, um mehr zu sehen. Sind das meine? Ist es schon geschehen? Bin ich tot? Irgendwie bedauerte er, dass er den Zeitpunkt verpasst zu haben schien. Den Übergang vom Leben zum Tod. Aber vielleicht war dies auch der Übergang. Eine schöne Vorstellung. Auf großen glänzenden Flügeln dem Ende entgegenschweben ...
Schwerelos glitt er auf den Schwingen dahin. Er schloss die Augen.

Ein Geräusch weckte ihn auf. Er lag auf dem Bauch, müde hob er den Kopf. Anscheinend war er gelandet, er konnte sich nicht erinnern. Zumindest war er nicht tot. Die ständig wiederkehrenden Lücken in seinem Gedächtnis waren sehr beunruhigend. Aber all das hier war viel zu abstrakt, als das er sich jetzt darum sorgen müsste. Etwas verschwommen nahm er seine Umgebung war. Anfangs konnte er nicht begreifen, was er sah.
Seine Flügel breiteten sich über ihm aus. Sie schienen aus sich heraus zu leuchten. Ein weiss schimmerndes Dach hing über ihm, von schmalen Säulen getragen.
Er drehte sich auf den Rücken. Das gleißende Strahlen liess ihn blinzeln.
Vier Säulen standen um ihn herum. Sie schienen einen glänzenden Baldachin zu tragen. Seine Flügel waren immer noch über ihm.
Wieso ...?
Die Säulen bewegten sich, ebenso das Dach über ihm. Seine Flügel schlugen, etwas senkte sich zu ihm herab und sah ihn an.
Er traute seinen Augen nicht, zweifelte an seinem Verstand. Schnell kroch er zwischen den Säulen hindurch und sprang auf. Fassungslos sah er seinem Gegenüber in die Augen.
Vor ihm stand Pegasus.

Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Die letzten Ereignisse ergaben nun einen Sinn. Insofern es einen Sinn ergab, einem Fabelwesen gegenüberzustehen.
Pegasus hatte ihn aufgefangen als er fiel. Er hatte seine Flügel schützend über ihn gebreitet als er hier lag. Seine Flügel hatte er gesehen. Seine Beine waren die Säulen, sein Leib der Baldachin.
Vorsichtig tätschelte er ihm die Nase, klopfte ihm sanft auf die Seite. Er war real, zumindest so real wie alles andere, das ihn umgab.
„Hallo Pegasus. Ich hätte nicht geglaubt, dass es dich wirklich gibt.“


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