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The last lyric from an angel

von johnny_rebel


Leise, ganz leise höre ich die Schritte.
Langsam, aber stetig kommen sie näher.

Ich verharre in der Stille, andächtig lausche ich der Nacht. Höre die Stimmen des Windes. Und leise, ganz leise rufe ich meine Sehnsucht in die Stille. Doch meine Stimme verhallt, verhallt an den Wänden aus Beton, an Mauern aus Stein, so kalt.

Lässt mich erstarren.

Ich spüre die Kälte, die mich umgibt. Ich sehe, von hier oben, Lichter.
Lichter einer in sich sterbenden Welt. Sehnsucht erfüllt mich. Und zum letzten Male öffne ich meine Augen. Ich sehe, was keiner sonst sieht.

Ich spüre, wie die Luft schwerer wird, spüre meinen Atem, wie er versiegt.
Meine Kraft schwindet. Ich fühle es. Langsam ergreift es Besitz. Unerschrocken, fast erwartungsvoll spüre ich mein Blut. Spüre, wie es wärmt, durch meine Adern pulsiert. Machtlos, fiebernd, lauschend spüre ich mein Blut in dem Schoss Eurer Entstehung versickern.

Fernweh ergreift mich. Unstillbar. Wissend, nie mehr wieder zu (er)leben.
Ich verblasse.

Sterbend, das, was noch lebt. Sehnsucht, Hoffnung, Leben. Spürt es doch endlich. Ihr seid, Ihr lebt. Hofft, spürt und ruft. Aber lasst es nicht verhallen.

Und ein letztes Mal spanne ich meine Flügel aus. Halte sie über Euch.
Versuche meine Flügel auszustrecken. Ein letztes Mal verhallt mein Schrei an Euren Wänden. Ein letztes Mal gebe ich alles hin. Ein letztes Mal sterbe ich. Für Euch.

Meine Tränen bildeten Eure Meere, mein Lachen erschuf Eure Kinder. Meine Hoffnung war Eure Liebe. Doch meine Flügel werden Euch nie wieder erreichen.

Ich spüre den Schmerz, spüre die Flügel schwer werden. Und die Schritte verhallen, leise und verloren.

So wie die Sehnsucht. An Mauern aus Beton. Und aus der Hoffnung, die meiner Seele entsprang.

Doch so, wie meine Hoffnung zerbricht...
so werdet Ihr meine Flügel für immer zerbrechen.