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Arnie und Ralphi: Die Geschichte eines Schmetterlings

von Yvonne Renner

Die dicke Raupe Ralphi lag gelangweilt im Gras, als ihr kleiner Freund Arnie die Ameise vorbeikam.
"Hallo Ralphi, was machst Du so?"
Ralphi antwortete träge.
"Ach, ich warte, dass die Hitze des Tages vorbeigeht!"
"Na, ich und meine Familie haben es da etwas besser. Unter der Erde, da ist es immer schön kühl während der Sommerzeit."
"Ach, das wäre toll", antworte Ralphi. "Kannst du mich nicht für den Sommer mit in eurer Ameisennest mitnehmen?"
"Das geht nicht" sagte Arnie. "Meine Familie würde dich ohne zu zögern auffressen!"
"Schade", sagte Ralphi. "Es wäre ja auch zu schön gewesen".
Da kam Arnie eine Idee.
"Sag mal Ralphi. Du kannst doch den Süßen schmackhaften Honigsaft produzieren, oder?"
"Ja, das kann ich. So viel du willst."
"Toll Ralphi. Meine Familie steht auf diesen süßen Honigsaft. Oh, da hinten kommen meine Brüder. Los, mach Honigsaft so schnell wie du kannst und stell dich schlafend."
"Hallo, Arnie!" riefen die Brüder.
"Hallo Albert, hallo Alfred!" antwortete Arnie. "Seht her, ich habe eine Raupe gefunden, welche diesen süßen schmackhaften Saft produziert."
"Hurra! Los, Arnie nimm ihren Kopf und du Alfred ihr Hinterteil. Wir tragen die Raupe nach Hause."
"Hey, psst! Ralphi, sei still bis wir da sind und hör bloß nicht auf den Saft zu produzieren, dann kannst du den ganzen Sommer bei uns bleiben."
Die drei Brüder trugen Ralphi in ihr Ameisennest hinein und betteten ihn in einer kleinen Ecke auf Blättern, wo er den Sommer verbringen und Honigsaft für alle Ameisen herstellen sollte. Nach einiger Zeit war Arnie mit Ralphi allein und beide freuten sich, dass ihr Plan aufgegangen war. Arnie besuchte Ralphi täglich, während alle Ameisen von dem Honigsaft immer dicker wurden und nicht genug davon bekommen konnten. Damit die Produktion nicht nachließ, fütterten die Ameisen die Raupe unentwegt und tauften sie Vielfraß.
So vergingen Tage und Wochen, bis der Sommer zu Ende war. Arnie besuchte, wie jeden Tag, seinen Freund Ralphi und beide wussten, dass die schöne Zeit bald vorbei sein würde.
"Du Arnie" sagte Ralphi. "Ich bin so dick und rund, dass ich mich kaum noch bewegen kann und müde bin ich auch."
"Du hast aber auch ganz schön viel gefressen, Ralphi."
"Ja das stimmt, das habe ich wohl."
Als Arnie am nächsten Morgen seinen Freund aufsuchte, fand er nur noch einen dunkelbraunen Klumpen, welcher an der Stelle lag, an dem eigentlich Ralphi die ganze Zeit gelegen hatte. Er suchte das ganze Ameisennest nach seinem Freund ab, doch er konnte ihn nirgendwo finden. Arnie und seine Brüder waren sehr traurig als sie erkannten, dass sie Ralphi wohl nie wieder sehen würden. Alfred meinte zu den anderen, dass es ja eigentlich klar war, dass es irgendwann soweit sein würde.
"Aber der Saft war Klasse, oder Jungs?"
Die anderen stimmten sofort zu, konnten sich aber nicht so richtig darüber freuen.
"Na hoffentlich vergisst er uns nicht, die Zeit mit ihm ist viel zu schnell vergangen." meinte Arni traurig. Was die drei Brüder nicht wussten war, dass sich Ralphi in dem braunen Klumpen befand, an dem sie alle mit dem Rücken angelehnt saßen.
Einige Zeit später kam ihr Großvater vorbei und brachte sie wieder auf andere Gedanken. "Los ihr drei Faulpelze, helft gefälligst mit den Bau winterfest zu machen. Die anderen sind schon fleißig!"
Die drei sprangen auf und packten kräftig mit an, wie es sich für Ameisen gehört. Mit der Arbeit kamen sie nach und nach über den Verlust ihres Freundes hinweg. So verging die Zeit und es fiel der erste Schnee. Weihnachten kam und ging und im Februar kamen die ersten Sonnenstrahlen, die den herannahenden Frühling ankündigten. Als im April die Frühlingssonne den Winter endgültig vertrieben hatte, saßen die drei Brüder an einem Baum vor ihrem Ameisenhügel und staunten nicht schlecht, als ein schöner himmelblauer Schmetterling ihr Nest verließ und über die Frühlingswiese davonflog.