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Santa Claus und der Osterhase feiern Weinachten

von Yvonne Renner

Wie jeder von euch weiß, wohnt der Weihnachtsmann das ganze Jahr über am Nordpol und überwacht die Spielzeugproduktion für Weihnachten. In einem Land, in dem es außer Schnee und Eis scheinbar nichts anderes gibt, wirbeln hunderte von Weihnachtselfen herum und stellen die schönsten Spielzeuge her. Es war Heiligabend und es hatte begonnen zu schneien, als die Feierabendsirenen der Spielzeugfabriken ihr "Stille Nacht, Heilige Nacht" erklingen ließen. Die Maschinen blieben wie von Geisterhand betätigt stehen und plötzlich lag eine tiefe Stille über den Fabriken und Bergen, die sie umgaben.
Santa Claus trat ans Fenster und schaute hinaus. Mit einem zufriedenen Lächeln schaute er entzückt den Schneeflocken beim Tanzen zu. Er hatte Spaß daran, wie die weiße Pracht vor seinem Fenster den Schneewalzer tanzten. Frau Claus trat ins Zimmer und brachte ihm eine Tasse mit heißem Kakao, wie sie es immer an Heiligabend tat. Sie erinnerte ihm mit einem Kuss daran, dass er nur noch sechs Stunden Zeit hätte um die Wunschzettel den Geschenken zuzuordnen und den Schlitten startklar zu machen. Dann ließ sie ihn allein, um ihn dann am Weihnachtsmorgen, müde aber glücklich, wieder in die Arme zu schließen.
Er nippte noch einmal an seinem warmen Kakao, stellte die Tasse auf dem Fensterbrett ab und rief nach Elfie, seiner Leibelfe. Diese kam eiligen Schrittes in das Zimmer, beladen mit dem großen roten Mantel, den schweren schwarzen Stiefeln, dem schwarzen Ledergürtel und der daran leuchtend goldenen Schnalle, verziert mit den zwölf Tierkreiszeichen. Santa Claus wandte sich von den Schneeflocken ab und drehte sich zu Elfie um, welche unter den Kleidern kaum zu sehen war. Elfie half ihm in den Mantel und schnürte ihm die schwarzen Stiefel zu. Santa Claus band sich den Gürtel um und stellte sich vor dem Spiegel. Er fuhr sich durch den langen weißen Bart, strich Elfie wohlwollend über die roten Wangen und bedankte sich bei ihr. Elfie zog sich in ihre Kammer zurück und Santa Claus machte sich pfeifend auf den Weg zur Poststelle.
Währenddessen hatten die beiden Postelfen, Markie Postgehilfe 1. Klasse und Postie der Poststellenleiter, die unzähligen Briefe und Wunschzettel in einer Artig- und einer Unartigliste zusammengefasst und wie jedes Jahr befand sich auf der Seite für unartige Kinder kein einziges. Denn Santa Claus hatte an seinem Hochzeitstag mit Mrs. Claus entschieden, dass es keine unartigen Kinder mehr gibt und alle Kinder ein Geschenk bekommen.
Santa Claus betrat kurz darauf die Poststelle und nahm die Liste entgegen. Er warf einen Blick darauf, rollte sie zusammen und steckte sie zwischen Mantel und Gürtel. Dann bedankte sich bei seinen Helfern und machte sich singend und tänzelnden Schrittes auf den Weg zum Schlitten, der inzwischen vollgepackt und mit den angespannten Rentieren auf ihn wartete.

Der Osterhase saß derweil, eingehüllt in einer großen weißen Decke, hinter einem Schneehügel und beobachtete den Start- und Landeplatz des Schlittens von Santa Claus. Es war seiner Meinung nach an der Zeit, den Stellenwert von Weihnachten zu verändern. Ostern sollte das beliebteste Fest der Menschen sein. Deshalb musste dieses Jahr Weihnachten unbedingt ausfallen, egal wie. Nur dann könnte Ostern zu dem Fest werden, das es schon immer hätte sein sollen. Das größte und schönste Ereignis des Jahres.
'Es ist sowieso ungerecht' dachte er, 'dass es Tausende von Weihnachtsliedern gibt - und wie viele Lieder gibt es für Ostern?'
Er rief seinen kleinen Helfer zu sich. Der kleine Schneehase Flöckchen sollte ihm dabei helfen Weihnachten ausfallen zu lassen. Flöckchen war es dabei nicht wohl, Santa Claus zu verärgern. Denn der Osterhase hatte gut reden, er verschwand danach in wärmere Landschaften, während er weiter in der Nähe von Santa Claus wohnen blieb. Aber er wollte auch den Osterhasen nicht verärgern, was für eine Zwickmühle. Also machte er sich, wie vom Osterhasen gesagt, auf den Weg zum Schlitten, um die Wachen abzulenken. Er schlich sich unter den Schlitten und begann die Rentiere an den Beinen zu kitzeln. Diese schreckten sogleich auf und machten einen Höllenlärm. Die Wachen liefen sofort zum Schlitten und sahen Flöckchen unter dem Schlitten sitzen.
Als er merkte das man ihn entdeckt hatte, rannte er wie der Blitz davon. Die Wachen liefen aufgeregt und "Halt" rufend hinter ihm her. Diesen Augenblick nutzte der Osterhase aus. Er hoppelte zum Schlitten, sprang mit einem Schwung hinein und mit einem lautem "Ho, Ho, Ho" raste er mit dem Schlitten davon. Verwirrt über das laut erklungene "Ho, Ho, Ho" ließen die Wächter von Flöckchen ab und liefen verzweifelt dem davon fliegenden Schlitten hinterher, ohne diesen jedoch aufhalten zu können. Erschöpft sanken sie in den Schnee und weinten bitterliche Tränen. Mit hängenden Köpfen machten sie sich kurz darauf auf den Weg zu Santa Claus, um ihm zu berichten, dass der Schlitten mit allen Geschenken für die Kinder, gestohlen wurde.

Santa Claus bog gerade flotten Schrittes um die Ecke in den Tunnel ein der zum Schlittenplatz führte, als ihm die Wächter mit den Armen wedelnd entgegengerannt kamen und laut durcheinander riefen. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, erzählten sie ihm, was geschehen war und liefen mit ihm zum Schlittenplatz. Einem der Wächter fiel ein, dass er beim Davonfahren des Schlittens zwei große Ohren über dem Geschenkesack hervorschauen sah. Das war der entscheidende Hinweis den Santa Claus gesucht hatte. Große Ohren konnte schließlich nur einer haben – der Osterhase. Er überlegte einen Augenblick. Dann fiel ihm ein, dass der Osterhase nie ohne seinen kleinen Helfer Flöckchen, dem Schneehasen auf Abenteuerreise ging. Die Wächter erzählten ihm, dass ein Schneehase unter dem Schlitten gesessen und die Rentiere geärgert hatte und sie ihn daraufhin verjagt hatten.
Santa Claus sah seine Wächter an. "Wir müssen ihn schnell finden, damit wir erfahren, wohin der Osterhase mit dem Schlitten verschwunden ist."
Alle Elfen machten sich sofort auf die Suche nach dem kleinen Schneehasen und vermeintlichen Helfer des Schlittendiebes. Es dauerte nicht lang, bis die Elfen Flöckchen in seiner Schneehöhle aufspürten, ihn im Namen von Santa Claus verhafteten und auf dem schnellsten Weg zu ihm brachten. Jetzt musste alles schnell gehen, denn in drei Stunden war Heiligabend.

Santa Claus nahm Flöckchen auf seinen Schoß und sprach mit leisem und sanftem Ton auf ihn ein, ihm doch im Namen aller Kinder auf der Erde zu verraten, wo der Osterhase den Schlitten versteckt hat. Flöckchen, der große Angst vor der Bestrafung hatte, erzählte mit zitternder Stimme, dass der Osterhase den Schlitten am Südpol verstecken wollte. Doch statt einer Bestrafung für Flöckchen, bedankte sich Santa Claus bei dem Schneehasen. Dann ließ er ihn herunter und wünschte ihm Frohe Weihnachten. Er befahl den Stallelfen den Esel zu holen, bestäubte ihn mit etwas Sternenstaub und flog wie der Blitz gen Südpol. Dort angekommen, sah er schon von Weitem den Schlitten mit den Geschenken stehen. Der Osterhase stand bei den Rentieren und bemerkte die Ankunft von Santa Claus nicht. Erst als er ihm auf die Schulter tippte, erschrak er und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er stammelte etwas, wie "Entschuldigung" und "hab ich nicht gewollt". Santa Claus bedeutete ihm ruhig zu sein. Er verzieh dem Osterhasen und versicherte ihm, das Ostern für die Menschen genauso wichtig sei wie Weihnachten. So lud er den Osterhasen ein, ihn beim Verteilen der Geschenke zu begleiten. Und so geschah es, dass Santa Claus und der Osterhase an diesem Heiligabend, das erste und auch einzige Mal, gemeinsam die Geschenke pünktlich zu den Kindern brachten.