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Kochen in der NATO

oder Akte Sauerbraten


von Hans-Martin Schwering


Nach monatelangen Gespächen war es soweit: Der Deutsche Tag in der IDF (International Dining Facility).
Gut gelaunt machten sich vier deutsche Köche auf, das Essen für diesen Tag zu planen und den Einkauf zu bewerkstelligen. Auf dem Rheinischen Sauerbraten mit selbstgemachten Semmelknödeln, ein Einwurf beziehungsweise Befehl der bayrischen Fraktion, lag unser ganzes Augenmerk.
Gesagt getan. Da der Sauerbraten eingelegt wurde und ziehen sollte, wurde er im Rations Room (Vorratsraum) des Kühlhauses bis zu seiner Verwendung eingelagert. Um Sabotage seitens einer fremden Macht vorzubeugen, wurden einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Jedem Küchensoldaten wurde eingetrichtert, dass das Fleisch im Kühlraum für den deutschen Tag sei und morgen noch weiterverarbeitet werden würde. Dazu kam noch ein Zettel in Din A4 auf die Fleischwannen mit der Aufschrift "Hands off". Dann ging es in die Altstadt zwecks Kameradschaftsförderung. Deutscher Tag eben.
Nun muss man erklären, das im Rations Room immer ein amerikanischer Soldat Dienst versehen musste, wegen der Lebensmittel, die ausschliesslich der US Army gehörten. Sachen wie ein Pulvergetränk namens "Cool-Aid", das mit Wasser und 100% Zucker aufgefüllt wurde. Getrocknetes Dosenfleisch, das man sich wie Kork vorstellen kann, wurde mit Wasser wieder zum Leben erweckt. Herstellungsdatum 1968 - kein Witz - ein Vietnamveteran, kam während meiner Zeit 2 mal zum Einsatz. Deutsche wurden vorgewarnt. Der berühmte Frozen Orange Juice aus alten amerikanischen Atombunkern, die dort in Trailern inclusive Trucks eingefroren wurden.
Zurück in der Heimat machten sich vier gutgelaunte Köche auf den Weg zur Arbeit. Morgens um 5 Uhr begannen sie mit dem Zubereiten der Lebensmittel. Semmelknödel richten, Salate fertigstellen usw.
Dann kam die Zeit für den Sauerbraten. Im Rations Room angekommen ....... kein Sauerbraten !? Nein.
Nur ein gutgelaunt pfeiffender Private E2 der gerade von einer Übung zurückgekommen war. Die Köche fragten, wo das Fleisch hingekommen sei?
Die Antwort vom gutgelaunten Private E2 kam prompt:
"Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ich schon um 4.30 Uhr da war, denn euer Fleisch war schlecht, einfach sauer. Ich habe es im Container entsorgt und euch Ersatz beschafft!"
Sprachlosigkeit und offene Münder. Knapp 50 Kilo Sauerbraten - weg!

Und die Moral von der Geschicht, vergiss die übenden Truppen nicht !!